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Energiesprong DE

Erste serielle Sanierung in Sachsen-Anhalt gestartet

In Merseburg bringt die TAG Wohnen ein Mehrfamilienhaus mit dem innovativen Sanierungsansatz auf Klimakurs. Das Projekt ist eine Premiere in Sachsen-Anhalt und kann zur Blaupause für weitere Sanierungsvorhaben in der Region und darüber hinaus werden. Im Rahmen des Exkursionsformats Energiesprong on tour konnten 80 Interessierte der Wohnungswirtschaft, Baubranche und Regionalpolitik serielles Sanieren am 17.10. live auf der Baustelle erleben und mit den beteiligten Akteuren diskutieren.

Mit 85.000 Wohnungen ist die TAG der drittgrößte Vermieter in Deutschland. Bei der klimaneutralen Transformation seines Portfolios hat das Unternehmen schon einiges erreicht. Mehr als 60 Prozent des Bestands verfügen bereits über Energieausweise in den vier besten Kategorien A+ bis C. Dieser Anteil soll in den nächsten Jahren auch mit seriellen Sanierungslösungen kontinuierlich erhöht werden.

„Das serielle Sanierungsprojekt in Merseburg ist ein wichtiger Meilenstein in unserer Dekarbonisierungsstrategie. Mit dem zukunftsweisenden Konzept lassen sich Bestandsgebäude zukünftig schnell, wirtschaftlich und mieterfreundlich sanieren, sodass Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten bezahlbar bleibt“, machte Dirk Förster-Wehle, Leiter Zentrale Technik bei der TAG Wohnen, deutlich.

Insgesamt 4,6 Millionen Euro investiert das Unternehmen in das Pilotvorhaben. Serielles Sanieren setzt auf digitale Planung, automatisierte Vorfertigung und standardisierte Prozesse. Mit den zur Verfügung stehenden Fachkräften lassen sich so mehr Gebäude in kürzerer Zeit energetisch modernisieren. Laut Portfolioanalysen der Deutschen Energie-Agentur (dena) sind rund 30 Prozent aller Mehrfamilienhäuser optimal für den innovativen Sanierungsansatz geeignet.

Energiesprung von F auf B

Umgesetzt wird das Projekt vom Berliner Gesamtlösungsanbieter ecoworks. „Unser Anspruch ist es, die gedankliche DNA der Wohnungswirtschaft zu verstehen. Nur so können wir modulare serielle Sanierungslösungen entwickeln, die optimal zum Portfolio und der Klimastrategie des jeweiligen Unternehmens passen“, erläuterte Marc Becker, CRO von ecoworks.

Das Ende der 50er Jahre erbaute Wohngebäude in der Straße des Friedens 70-76 erhält eine neue Gebäudehülle aus vorgefertigten Fassadenmodulen, die inklusive Dämmung, Fenstern, Lüftung, Leerrohren und gewünschter Oberfläche im Werk produziert und auf der Baustelle nur noch montiert werden. Die Erneuerung der Wasser- und Elektroleitungen erfolgt minimalinvasiv und mieterfreundlich über die Fassade.

Da sich die Bauzeit in Vergleich zu einer konventionellen Sanierung um bis zu 75 Prozent verkürzt, wird das serielle Sanierungsprojekt in bewohntem Zustand umgesetzt. Die Dämmung der obersten Geschoss- und Kellerdecke sowie eine Erneuerung der Balkone und Hauseingänge komplettieren die Modernisierung. Nach der Sanierung wird sich die Energieeffizienz des Gebäudes von der drittschlechtesten Klasse F auf B verbessern. Der Wärmeenergiebedarf und CO2-Ausstoß reduzieren sich um circa 50 Prozent.

Bezahlbar und sozialverträglich

In Sachsen-Anhalt verfügt die TAG über einen Bestand von 11.000 Wohnungen. Von den 2.500 Wohnungen in Merseburg befinden sich 1.000 in Merseburg-Süd. Ein Stadtteil mit hoher Leerstandsquote, in dem viele Haushalte mit niedrigem Einkommen wohnen. Dementsprechend begrenzt sind die finanziellen Spielräume für Wohnungsunternehmen, die energetische Modernisierung durch Mietanpassungen zu refinanzieren. Hier eröffnet das serielle Sanieren neue Perspektiven in der klima- und sozialverträglichen Bestandssanierung. Ziel ist es, dass sich Sanierungsinvestitionen größtenteils über eingesparte Energie- und Instandhaltungskosten refinanzieren. Hinzu kommen weitere kostensenkende Faktoren, wie eine schnellere Umsetzung, Planungssicherheit, höhere Qualität, eingesparte CO2-Kosten und die Wertsteigerung der Immobilie.  

Attraktive Förderkonditionen sorgen dafür, dass sich serielle Sanierungen auch heute schon für Vermieter rechnen. „Mit seriellen Sanierungslösungen erreichen wir einen hohen Effizienzhausstandard, der mit konventionellen Verfahren so gut wie nicht machbar ist. Dadurch können wir die zinsgünstigen Kredite und hohen Tilgungszuschüsse der KfW 55 Förderung in Anspruch nehmen. In Kombination mit dem Bonus für Serielles Sanieren trägt dies wesentlich zur Amortisation der Sanierungsinvestition bei“, erklärte Dirk Förster-Wehle. Für ihn ist das Kostensenkungspotenzial längst noch nicht ausgereizt: „Perspektivisch werden die Kosten für serielle Sanierungslösungen durch Digitalisierung, Prozessoptimierung, Automatisierung und Skaleneffekte weiter sinken.“

Zuhause für alle Generationen

Großen Wert legt die TAG Wohnen auf ein gutes nachbarschaftliches Miteinander: „Quartiersentwicklung beschränkt sich bei uns nicht nur auf den Bestand, sondern schließt die Bewohnenden mit ein. Wir verstehen uns als Vermieter mit Herz, der den Menschen ein lebenswertes Zuhause gibt“, machte Claudia Becker, Leiterin Immobilienmanagement der TAG-Niederlassung in Leipzig, deutlich. Um dem Leerstand in Merseburg-Süd zu begegnen, wird die TAG Wohnen die Bestandsgebäude nicht nur energetisch sanieren, sondern auch umfassend modernisieren. Zwischen 300-400 Wohnungen sollen bis 2033 auf ein zukunftsfähiges Komfortniveau angehoben werden. Mit zeitgemäßen Grundrissen und einer attraktiven Ausstattung will man vor allem Singles, Paare und junge Familien ansprechen.

Durch die Ansiedlung neuer Unternehmen in der Nähe des Hochschulcampus und der Chemiestandorte erwartet die Stadt Merseburg in den nächsten Jahren einen verstärkten Zuzug junger Fachkräfte. „Damit der strukturwandelbedingte Stadtumbau gelingt, braucht es Partner, die eine ähnliche Vision von der Zukunft haben. Passend zum Leitbild der Stadt Merseburg steht auch für die TAG der Mensch im Mittelpunkt. Mit zahlreichen Angeboten für Jung und Alt im Mehrgenerationentreff sowie der Unterstützung der sozialen Träger Jumpers und Sempers leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag für den sozialen Zusammenhalt im Quartier“, betonte Oberbürgermeister Sebastian Müller-Bahr.

Serielles Sanieren eröffnet Chancen

Sachsen-Anhalt steht in den nächsten 20 Jahren vor großen Herausforderungen. Die Region muss den Strukturwandel vom ehemaligen Kohlerevier zum zukunftsfähigen Innovationsstandort bewältigen. Mit dem Kompetenzzentrum kommunale Wärmewende und den Reallaboren für die Energiewende hat das Land die Weichen in Richtung Klimaschutz gestellt. Und diese Weichenstellung zeigt erste wirtschaftliche Erfolge: In Magdeburg hat Nokera die weltweit größte Fabrik für vorgefertigte Fassadenelemente aus Holz eröffnet. Serielles Sanieren setzt auf Digitalisierung, Automatisierung und Standardisierung. Das eröffnet attraktive Geschäftschancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und schafft neue zukunftsfähige Arbeitsplätze in der Region.

„Die TAG und ecoworks zeigen hier in Merseburg wie man Bestandsgebäude fit für die klimaneutrale Zukunft macht und dabei gleichzeitig neue Jobperspektiven und modernen Wohnraum für qualifizierte Fachkräfte schafft. Das ist für Sachsen-Anhalt eine Investition mit dreifachem Mehrwert. Ich hoffe, dass weitere Wohnungs- und Bauunternehmen diesem Beispiel folgen“, so Sven Czekalla, Abgeordneter des Landtages Sachsen-Anhalt.  

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Ariane Steffen

Kommunikation Wohnungswirtschaft und Nichtwohngebäude

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