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Zirkulärer und digitaler: Serielles Sanieren auf dem Innovationssprung

Beim diesjährigen Innovation Day trafen sich am 20.6. etablierte Vorreiter der seriellen Sanierung mit visionären Vordenkern. Rund 120 Teilnehmende nutzten die Veranstaltung zum Networking und Ideenaustausch.

In Workshops, Pitches und anderen Match-Making-Formaten wurden zukunftsweisende Lösungen präsentiert, Know-how geteilt und zukünftige Kooperationen geschmiedet.

Fassadenmodule als Materiallager und CO2-Speicher

Vorgefertigte Fassadenmodule können zu Materiallagern und CO2-Speichern werden – wenn die Weichen in der Planung serieller Sanierungsprojekte richtig gestellt werden. Moderiert von Kreislaufexpertin Andrea Müller (dena) diskutierten im Workshop Zirkularität renommierte Branchenvertreter die Potenziale und Hemmnisse zirkulärer Ansätze aus unterschiedlichen Perspektiven.

Mit dem t-lab hat die TU Kaiserslautern eine Ideenschmiede für kreislauffähiges Bauen geschaffen. Koordiniert von Viktor Poteschkin leisten hier Forschende, Lehrende und Studierende Pionierarbeit. Der dort entwickelte Konusadapter zeigt, was mit Holz möglich ist. Mit ihm lassen sich Holzbauteile stabil verbinden und leicht wieder auseinandernehmen. „Standardisierung und Elementarisierung sind für die Rückbaubarkeit von Bauteilen essenziell. Diese Eigenschaften sehen wir auch in der seriellen Sanierung, die somit große Potenziale für Zirkularität eröffnet“, so Poteschkin.

Im Holzbauunternehmen Derix ist Zirkularität bereits Business-Realität. Derix ist eines der ersten Unternehmen am Markt, das die Rücknahme gebrauchter Bauteile in sein Geschäftsmodell integriert hat. Basis dafür bildet das sogenannte „Re-use Planning“ mit einer möglichst großen Anzahl kompatibler Bauteile. Für Derix-Geschäftsführer Markus Steppler ist die Etablierung einer Rücknahmeverpflichtung für die gesamte Baubranche unabdingbar.  

Concular versteht sich als digitales Ökosystem für zirkuläres Bauen. Seit 2012 hat das Unternehmen Bestandsgebäude mit einer Gesamtfläche von 5 Mio. Quadratmetern digitalisiert, ökobilanziert und 10 Mio. Re-Use-Materialien über den firmeneigenen Online-Shop weitervermittelt. „Der Ressourcenpass und die Versicherung für wiederverwendete Materialien sind zwei entscheidende Hebel, um das zirkuläre Bauen auf breiter Ebene voranzutreiben“, machte CEO Dominik Campanella deutlich.

Künstliche Intelligenz als Skalierungsbooster

Digitale Werkzeuge und Künstliche Intelligenz haben das Potenzial, serielles Sanieren auf ein neues Level zu heben. Mit ihrer Hilfe lassen sich Planungsprozesse optimieren, die Qualität vorgefertigter Fassadenelemente verbessern und Herstellungs- sowie Baukosten senken. Moderiert von Expertin Paula Baptista (dena) diskutierten Vertreter aus Bau, Handwerk, Industrie, IT und Wissenschaft darüber, wie digital die serielle Sanierungsbranche bereits ist und wie das serielle Sanieren in der Industrie 5.0 aussehen könnte.

Serielles Sanieren denkt energetische Modernisierung neu – digitalisierter, automatisierter, standardisierter, aber auch individueller. Dies erfordert einen kollaborativen und digital integrierten Workflow entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Bislang arbeitet jedes Gewerk mit unterschiedlichen digitalen Werkzeugen, die auf die spezifische Aufgabe zugeschnitten sind. Das führt vielfach zu Reibungsverlusten und unnötiger Doppelarbeit. So ist es keine Seltenheit, dass sowohl das Architekturbüro als auch das ausführende Holzbauunternehmen jeweils ein Aufmaß vom gleichen Gebäude erstellen lassen. Dies ließe sich nach Ansicht der Teilnehmenden vermeiden, wenn Datenqualität und Datentiefe so gut wären, dass alle am Projekt Beteiligten damit arbeiten könnten.

In Bezug auf die Digitalisierung kann dies durch die Einführung von Verfahren wie DFMA erreicht werden. Auch wenn die meisten in der Runde noch nicht viele Erfahrungen mit künstlicher Intelligenz in ihrem Arbeitsumfeld gemacht haben, sind die Erwartungen groß. Die Vision: KI-basierte Algorithmen sollen unter Verwendung statischer und dynamischer Big-Data-Sätze verlässliche serielle Sanierungsvarianten inklusive einer ersten groben Kostenschätzung generieren und damit die Qualität in der Produktionskette beschleunigen und verbessern. Wünschenswert wäre z. B. ein automatisierter Variantenvergleich zwischen KfW 55 und 40, um Bauherrn die Entscheidungsfindung zu erleichtern und Unternehmen eine effizientere Fertigung und Montage zu ermöglichen.

Der Planungsaufwand ist bei einer seriellen Sanierung größer und somit ein entscheidender Kostenfaktor. Durch eine KI-gestützte Planung könnten hier Kosten eingespart werden. Größte Hürde beim Datenaustausch sind unterschiedliche Schnittstellen, so die einhellige Meinung. Auch wenn BIM die Kollaboration entlang der Wertschöpfungskette deutlich erleichtern würde, ist der Einsatz innerhalb der Branche noch die Ausnahme. Auf die serielle Sanierungsbranche zugeschnittene Schulungsangebote könnten hier zu einer höheren Nutzungsquote beitragen.

Innovationsm@rkt: Schaufenster für die serielle Sanierung 4.0

Einblicke in die digitale und zirkuläre Zukunft bot der Showroom, in dem sich folgende Unternehmen präsentierten: aerogel-it, Cepa, Cosuno, E.ON Energy Infrastructure Solutions, EPEA, Evergrow Elements, flex. Forschung. Lehre. Experiment/ HTWK Leipzig, istraw, Leaftech, LKS, r3leaf, Smarter Habitat/ ecoHAB, Steico, t-lab Holzarchitektur und Holzwerkstoffe/ RPTU, Ventomaxx, wowiconsult und Xemex.

In mehreren kurzen Pitch- und Speed-Dating-Runden wurden zukunftsweisende Ansätze und visionäre Produkte für die serielle Sanierung vorgestellt. Die Palette reichte von der Hightech-Wärmedämmung aus Aerogelen, über eine dämmende, wärmende und kühlende Energiefassade, bis hin zu Augmented-Reality-Brillen und holografischen Systemen für Handwerksbetriebe.

Fazit eines vor Ideen, Inspirationen und Interaktionen sprühenden Tages: Das Innovationspotenzial serieller Sanierungsansätze ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft. In den nächsten Jahren werden weitere zukunftsweisende Lösungen hinzukommen, die serielles Sanieren auf ein neues Skalierungslevel heben.

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Ariane Steffen

Kommunikation Wohnungswirtschaft und Nichtwohngebäude

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