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Energiesprong DE
Mehrfamilienhaus zweigeschossig mit Schrägdach an einer Straße in einer SiedlungTuttlinger Wohnbau GmbH

Chiron-Siedlung | Tuttlingen

| Auf einen Blick | Hintergrund & Herausforderungen | Maßnahmen | Erfolge & Lessons Learned | Weitere Meldungen zum ProjektBilder des Projekts

Die Chiron-Siedlung, die ihren Namen dem benachbarten Maschinenbau-Unternehmen verdankt, wurde 1944 errichtet und bot den Arbeiterinnen und Arbeitern preisgünstige Werkswohnungen. 80 Jahre nach dem Erstbezug war es Zeit für eine Komplettsanierung. Die Tuttlinger Wohnbau GmbH entschied sich für eine serielle Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip. Das Quartier ist eines der ersten Projekte in Baden-Württemberg, bei dem das innovative Sanierungskonzept umgesetzt wurde.

    • Anzahl der Vollgeschosse: 2-3
    • 10 Gebäude mit 55 Wohnungen
    • Baujahr: 1940er Jahre
    • Adresse: Quartier Olgastraße / Ringstraße / Kreuzstraße in 78532 Tuttlingen
    • Sanierungszeitraum: Sommer 2023 - Frühjahr 2024
    • Energiebilanz nach der Sanierung: KfW 55 EE Standard, 70 Prozent CO2-Einsparung
    • Investitionsvolumen: 6 Mio. Euro
    • Fördermittel:  2,4 Mio. BEG-Förderung

    Hintergrund & Herausforderungen

    Die Wohnbau Tuttlingen hat insgesamt 270 Gebäude in ihrem Bestand. Die Baujahre reichen von 1944 bis heute. Rund acht Prozent fallen in die schlechtesten Energieeffizienzklassen. Diese sollen zuerst dekarbonisiert werden, weil hier das größte Einsparpotenzial besteht.

    Darunter befanden sich auch die zehn Mehrfamilienhäuser der Chiron-Siedlung. Da es sich um einfache und damit auch günstige Wohnungen handelt, galt es, die richtige Balance zwischen Klimaschutz, Sozialverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit zu finden.

    Maßnahmen

    • Hochgedämmte Gebäudehülle aus 36 cm dicken vorgefertigten Fassadenelementen
    • Sanierung der Dachflächen
    • Dämmung der Kellerdecken
    • Photovoltaikmodule auf den Dachflächen
    • Luft-Wasser-Wärmepumpen
    • Mieterstrom

    Besonderheiten:

    Nach Angaben der Wohnbau Tuttlingen wäre eine Mieterhöhung um 5,63 Euro pro Quadratmeter möglich gewesen. Damit die Bewohnenden finanziell nicht überfordert werden, hat das Unternehmen die Miete um 1,50 Euro pro Quadratmeter erhöht und den Rest aus eigener Tasche getragen. Bei einer 50 Quadratmeter großen Wohnung summiert sich das auf 75 Euro monatlich. Im Gegenzug sinken die Heizkosten der Mieterinnen und Mieter um rund 60 Prozent.

    Um weitere serielle Sanierungsprojekte finanziell stemmen zu können, will die Wohnbau Tuttlingen bei künftigen Vorhaben durch Aufstockung neuen Wohnraum schaffen. Die zusätzlichen Mieteinnahmen leisten dann einen Betrag zur Refinanzierung der Sanierungsinvestitionen.

    Da die Sanierung in bewohntem Zustand durchgeführt wurde, lud die Wohnbau alle Bewohner vor Beginn zu einem offenen Gespräch ein. Dabei wurden die anstehenden Arbeiten detailliert erläutert und sämtliche Fragen der Mieterinnen und Mieter beantwortet. Die proaktive Einbindung in den Sanierungsprozess stieß durchweg auf positive Resonanz. Demnächst wird die Wohnbau Tuttlingen ihren Mieterinnen und Mietern erklären, wie sie den Solarstrom vom Dach bestmöglich nutzen und effizient heizen können.

    Energieperformance: Nach der Sanierung haben die Gebäude der Chiron-Siedlung einen Energiesprung von Effizienzklasse F nach A gemacht, die CO2-Emissionen reduzieren sich um 70 Prozent, die Energiekostenersparnis der Bewohnenden liegt bei 60 Prozent.

    Vor Jahren hätte man vielleicht überlegt, die Chiron-Siedlung einfach abzureißen. Das machen wir nicht. Die Bausubstanz ist da. Wir wollen die Gebäude lieber fit machen für die klimaneutrale Zukunft.

    Horst Riess
    Geschäftsführer der Wohnbau Tuttlingen GmbH

    Die Mieterhöhung ist angesichts der positiven Veränderungen vertretbar. Nach der Sanierung habe ich im Schlaf- und Kinderzimmer selbst in den Wintermonaten gar nicht mehr geheizt. Die Luft ist angenehmer und man schläft auch viel besser.

    Veronika L.
    Mieterin