Im Triathlon ans Klimaziel: Unser Kompakt-Training für Kommunen
Rund 85 Prozent der 180.000 Schulen, Kitas, Rathäuser, Sporthallen und Verwaltungsgebäude sind unzureichend oder gar nicht gedämmt, werden mit Gas- oder Öl beheizt und verbrauchen fünfmal mehr Energie als heutzutage technisch möglich wäre. Dementsprechend hoch sind die Kosten: Fast fünf Milliarden Euro geben die 12.000 deutschen Städte, Landkreise und Gemeinden für die Wärme- und Stromversorgung ihrer Liegenschaften aus.
Digitalisierung, serielle Sanierung und Contracting heißen die Disziplinen, mit denen Kommunen ihre Bestände schnell, einfach und bezahlbar fit für die klimaneutrale Zukunft machen können. Gerne besuchen wir Sie vor Ort und stellen Ihnen unser kommunales Klimafit-Programm persönlich vor.
Wir freuen uns auf Ihre Anfrage unter info@energiesprong.de bitte mit dem Betreff "Kompakt-Training für Kommunen" oder über unser Kontaktformular.
Wussten Sie, dass …
- der Energieverbrauch kommunaler Gebäude zur Erreichung der Klimaziele um 60 Prozent sinken müsste?
- durch digitale Heizungsoptimierung Energieeinsparungen von bis zu 25 Prozent möglich sind?
- nach einer seriellen Sanierung der Energieverbrauch um bis zu 90 Prozent sinkt?
- mit Energiespar-Contracting bis zu 100 Prozent der Investitionskosten eingespart werden können?
Mehr dazu im Beitrag "Im Triathlon ans Klimaziel" auf BundesBauBlatt.de
Ergänzende Studie "Fit für 2045: Zielparameter für Nichtwohngebäude im Bestand" auf dena.de
Experteninterviews
Lesen Sie themenrelevante Interviews, geführt von Ariane Steffen, Kommunikation Energiesprong DE.
Die Stadt Krefeld hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2035 klimaneutral zu sein. Ein großer Hebel sind die rund 740 kommunalen Bestandsgebäude, die vom Zentralen Gebäudemanagement (ZGM) betrieben, entwickelt und verwaltet werden. Eine wichtige Rolle in der Dekarbonisierungsstrategie der nordrhein-westfälischen Stadt spielt das Energiespar-Contracting. Im Interview berichtet Carola Schellhorn aus der Stabsstelle Grundsatzentscheidungen Energie beim ZGM über die Erfahrungen mit der zukunftsweisenden Finanzierungslösung.
Warum hat sich die Stadt Krefeld für die innovative Energiedienstleistung Contracting entschieden?
Carola Schellhorn: Als Zentrales Gebäudemanagement stellen wir uns den Herausforderungen der beschlossenen Handlungsmaßnahmen zum integrierten Klimaschutzkonzept der Stadt Krefeld sowie den übergeordneten gesetzlichen Klimaschutzzielen. Dabei nimmt die Vorbildfunktion der Stadt Krefeld eine zentrale Rolle ein. Für den Nicht-Wohngebäudebestand bedeutet dies, die CO2-Emissionen sowie die Energieverbräuche zu senken und die Energieerzeugung auf nachhaltige Lösungen umzustellen. Aufgrund der ambitionierten zeitlichen Vorgaben stellte sich das Energiesparcontracting für uns attraktiv dar, da es über einen begrenzten zeitlichen Rahmen eine Wirtschaftlichkeits- und Risikobetrachtung ermöglichst. Der zeitliche Horizont wäre mit vorhandenen Ressourcen nicht zu schaffen. Im Rahmen einer europaweiten Markterkundung haben wir uns Anfang 2023 informiert, welche Möglichkeiten es gibt. Dabei kristallisierte sich das ESC als eine bewährte Methodik heraus.
Mit 42 Liegenschaften und 130 Gebäuden Sie sind die größte ESC-Modell-Kommune. Das ist mutig. Warum haben Sie nicht erst einmal im kleinen Maßstab angefangen?
Carola Schellhorn: Tatsächlich haben wir im kleinen Maßstab angefangen. Das ZGM Krefeld verwaltet und betreibt ca. 240 Liegenschaften mit ca. 740 Gebäuden. Als Kommune haben wir in Sachen Klimaschutz eine besondere Verantwortung und Vorbildfunktion. Unser Gebäudebestand ist sehr heterogen und umfasst viele denkmalgeschützte und teilweise auch ineffiziente Gebäude. Unser ältestes Gebäude stammt aus dem Jahr 1557. Der Unterschied zu heutigen Neubauten ist kolossal. Die Erfahrungen aus dem Modellprojekt transferieren wir auf den gesamten Gebäudebestand und entwickeln daraus weitere Lösungsansätze. Deshalb war es wichtig für unseren Maßstab, zunächst einmal klein anzufangen um Erkenntnisgewinne zu sammeln.
Sie haben vor Kurzem die Ausschreibungsphase gestartet. Was waren die größten Herausforderungen?
Carola Schellhorn: Eine der größten Herausforderungen war die Bildung von Gebäudepools. Zu Beginn des dena-Modellvorhabens lernten wir die unterschiedlichen Facetten und Möglichkeiten des Energiespar-Contractings kennen und entwickelten daraus mit allen Beteiligten einen Dreisprung. Bei Gebäudepool 1 wird das ESC klassisch umgesetzt. Dazu zählt die Optimierung der technischen Anlagen, der Umstieg auf nachhaltige Energieerzeugung und LED. Bei Gebäudepool 2 werden zusätzlich Energie-effizienzmaßnahmen an der Gebäudehülle durchgefürt. Bei Gebäudepool 3 wollen wir die Maßnahmen aus 1 und 2 mit einem Quartiersansatz kombinieren. Mit diesem Dreisprung konnte eine gute Struktur geschaffen werden, um geeignete Gebäudepools für eine Ausschreibung zusammenzustellen.
Welche Rolle spielt das Thema Digitalisierung im Rahmen des Energiespar-Contractings?
Carola Schellhorn: Gebäudedaten, die der Information zum Gebäudezyklus dienen, werden für künftige Entscheidungsprozesse immer wichtiger. Mit dem Startschuss in Richtung ESC haben wir zunächst die Daten zu den technischen Anlagen ermittelt. Weitere wichtige Parameter sind Informationen zur Gebäudehülle, insbesondere Dämmung, Fenster und Außentüren. Eine Vielzahl von Informationen wurden dabei im Rahmen der Begehungen zum ESC gesammelt und dokumentiert. Inzwischen haben wir eine Datenbank entwickelt und möchten diese nun hin zu digitalen Gebäudesteckbriefen entwickeln. Das ESC bietet eine gute Möglichkeit mit der Digitalisierung des Gebäudebestandes und der Dokumentation des Gebäudelebenszyklus zu starten und fortzuschreiben, um dann in Zukunft Entscheidungsprozesse auf die Analyse des Gebäudebestandes stützen zu können. Dies ist in der Tat ein primäres Ziel, das wir als ZGM verfolgen.
Wenn alles optimal läuft, könnten Sie noch in diesem Jahr mit der Umsetzung beginnen. Wie liegen Sie im Zeitplan?
Carola Schellhorn: Wir liegen gut im Zeitplan. Für den Gebäudepool 1 ESC klassisch erfolgt derzeit die vergaberechtliche Beauftragung der Feinanalyse. Wenn alles gut läuft, könnten wir in diesem Jahr die Umsetzung beauftragen. Für den Gebäudepool 2 ESC+ bereiten wir derzeit die Beschlüsse vor. Es ist wichtig, alle Akteure und Entscheider in diesem Thema und Prozess mitzunehmen. Dabei ist es entscheidend, wie sich die Finanzbedarfe für Energieeffizienzmaßnahmen an der Gebäudehülle gegenüber den Einsparungen und den Klimazielen darstellen. Die Beantragung von Fördergeldern und selbstverständlich auch deren Bewilligung werden entscheidend für das Gelingen und die Umsetzung sein.
Welche Tipps möchten Sie anderen Kommunen mit auf den Weg geben?
Carola Schellhorn: Sich am Modellvorhaben der dena zu beteiligen, solange es diese Möglichkeit gibt, aber auch alle anderen Netzwerke wie bspw. die Energieagenturen für den kollegialen Fachaustausch zu nutzen. Durch das Modellvorhaben werden individuelle Besonderheiten der Kommune in den Fokus gerückt und fachlich diskutiert. Im Diskurs haben wir die Beratung der dena als Bereicherung und Stärkung der eigenen Ressourcen erfahren.
In deutschen Heizungskellern wird viel Energie verschwendet. Ein Großteil der Anlagen läuft seit Inbetriebnahme auf Werkseinstellung und wurde nie an die Gebäude angepasst, die sie beheizen. Mit einem digitalen Cockpit macht die metr Building Management Systems GmbH Betriebs- und Verbrauchsdaten von Heizungsanlagen transparent und unterstützt die Immobilienwirtschaft dabei, technische Anlagen möglichst energieeffizient und wirtschaftlich zu betreiben. Im Interview erläutert Samuel Billot, CPO von metr, wie sich Einsparpotenziale analoger Heizungsanlagen digital heben lassen.
Sind ältere Heizungsanlagen ein unterschätzter Hebel bei der Senkung des Energieverbrauchs?
Samuel Billot: Absolut. In Deutschland entfallen rund 35 Prozent des Endenergie-verbrauchs und 30 Prozent der CO2 Emissionen auf den Gebäudebereich. Mit 76 Prozent hat Raumwärme den größten Anteil am Energieverbrauch, gefolgt von Warmwasser und Beleuchtung. Besonders hoch ist der Energieverbrauch in Bestandsgebäuden. Hier lassen sich mit jedem Euro, der in die Digitalisierung der Heizungstechnik investiert wird, maximale Effizienzsteigerungen und Einspareffekte erzielen. Bis zu 25 Prozent Energie und fast 50 Prozent der Betriebskosten können durch digitales Monitoring und die energieeffiziente Optimierung von Heizungsanlagen eingespart werden.
Das durchschnittliche Alter von Heizungsanlagen beträgt 14 Jahre. Wie lassen sich so alte Anlagen digitalisieren?
Samuel Billot: Viele Gebäudeeigentümer haben nur sehr wenig bis gar keine Informationen über die verbauten Anlagen in ihren Immobilien. Deshalb startet jedes Projekt zunächst mit einer Bestandsaufnahme der verbauten Anlagentechnik und Anbindungsmöglichkeiten. In einem zweiten Schritt wird unser eigens entwickeltes IoT-Gateway, das m-gate, im Heizungskeller installiert. Moderne Anlagen werden über den Regler direkt mit der metr-Plattform verbunden. An älteren analogen Anlagen platzieren wir Sensoren. Diese geringinvestive und minimalinvasive Lösung ermöglicht ein umfassendes Monitoring sowie die Optimierung von Heizungsanlagen – völlig unabhängig vom Hersteller, Modell oder Alter. Die Digitalisierung des Heizungskellers dauert übrigens nicht länger als zwei Stunden.
Wie funktioniert Ihre digitale Heizungsoptimierung genau?
Samuel Billot: Wir haben eine Art digitales Cockpit entwickelt, das den Betriebszustand von Heizungsanlagen transparent macht. Die vom Regler oder per Sensor erhobenen Betriebsdaten der Anlage werden über unser Gateway kontinuierlich an die metr-Plattform übertragen, wo sie in Echtzeit analysiert werden. Ein intuitives Dashboard ermöglicht es Gebäudeeigentümern, den Status aller Anlagen und angeschlossenen Systemkomponenten auf einen Blick zu erfassen und Details abzurufen. Diese Basislösung lässt sich jederzeit durch weitere Module erweitern. So zum Beispiel durch das Modul Intelligente Energieoptimierung. Dabei werden die Betriebs- und Verbrauchsdaten mit Wetterprognosen und weiterer Variablen verknüpft und die Heizungsanlage bedarfsgerecht angepasst.
Kommt bei Ihrer Lösung auch Künstliche Intelligenz zum Einsatz?
Samuel Billot: Ja, die Echtzeitauswertung der Betriebs- und Verbrauchsdaten erfolgt mit einem Machine-Learning-Algorithmus. Das Ergänzungsmodul Intelligente Energieoptimierung verknüpft die Betriebsdaten der Heizungsanlage mit relevanten Umgebungsdaten. Diese werden mithilfe Künstlicher Intelligenz analysiert und daraus entsprechende Handlungsempfehlungen abgeleitet – entweder die automatische Optimierung der Anlage oder die Versendung einer Störungsmeldung an den Gebäudeeigentümer.
Können auch Lösungen von Drittanbietern eingebunden werden?
Samuel Billot: Unser Ziel ist ein ganzheitlicher Ansatz für die Immobilienwirtschaft. Deshalb ist unsere IoT-Infrastruktur wie ein digitales Rückgrat konzipiert, das technische Systeme verschiedener Hersteller miteinander verbinden kann. Neben unseren eigenen Lösungen für Heizungsanlagen, Metering und Submetering lassen sich im Sinne eines Smart-Building-Ökosystems auch externe Lösungen integrieren. So bieten wir aktuell über Partner auch die Integration von Aufzügen und Schließsystemen an.
Ist Ihre digitale Heizungsoptimierung auch eine Antwort auf den fortschreitenden Fachkräftemangel?
Samuel Billot: Das ist ein positiver Nebeneffekt. Über das Dashboard sind die mit der Wartung und Instandhaltung beauftragten Serviceunternehmen bereits vor der ersten Anfahrt detailliert über die vorliegende Störung informiert und können diese ressourcen- und zeiteffizient beseitigen. Anschließend erhalten die Immobilienbesitzer einen ausführlichen digitalen Arbeitsbericht, der alle ausgeführten Arbeiten dokumentiert.
Mehr Infos zur digitalen Heizungsoptimierung von metr Building Management Systems