Erste serielle Sanierung mit Dreifach-Aufstockung
Deutschland muss sowohl bei der Sanierung als auch beim Wohnungsbau deutlich an Tempo zulegen. Wie sich die Dekarbonisierung des Bestandes mit nachhaltiger Nachverdichtung kombinieren lässt, zeigt ein serielles Sanierungsprojekt in München.
Bestand bietet Potenzial für zusätzlichen Wohnraum
In der Allacher Straße 90-92 nahe des Nymphenburger Schlosses werden zwei fünfgeschossige Punkthäuser der Baugenossenschaft Hartmannshofen e.V. von der B&O-Gruppe seriell saniert und um drei zusätzliche Stockwerke nachverdichtet. Zu den 50 Bestandswohnungen kommen 24 großzügige Familienwohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 1.900 m² hinzu.
Die neu geschaffenen Wohnungen sind öffentlich gefördert und werden nach dem Förderprogramm München Modell-Genossenschaften vergeben. Dieses Fördermodell ermöglicht es Haushalten mit mittleren Einkommen und dabei besonders Haushalten mit Kindern, die Vorteile einer bezahlbaren Genossenschaftswohnung nutzen zu können.
Wie hier in München lässt sich serielles Sanieren vielfach mit einer Aufstockung kombinieren. Im Zuge der klimaneutralen Bestandsmodernisierung kann so dringend benötigter Wohnraum zu Kosten geschaffen werden, die weit unter denen eines Neubaus liegen. Die zusätzlichen Mieteinnahmen leisten zudem einen wesentlichen Beitrag zur Refinanzierung der Sanierungsinvestition. Laut einer Studie der TU Darmstadt bietet allein das Mehrfamilienhaussegment Potenzial für über eine Million zusätzliche Wohnungen.
Serielles Sanierungsprojekt wird zu 50 Prozent gefördert
Die Bestandsgebäude werden mit vorgefertigten Fassadenelementen seriell nach dem Energiesprong-Prinzip saniert. Grundwasser-Wärmepumpen in Verbindung mit Photovoltaikmodulen sowie einer Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung ersetzen die bisherige Gasheizung. Die Mehrfamilienhäuser aus den 60er Jahren erreichen nach der Sanierung der klimaneutralen NetZero-Standard. Das heißt, die Photovoltaikanlagen auf den Dächern erzeugen im Jahresdurchschnitt so viel regenerative Energie wie die Mieterinnen und Mieter für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom benötigen.
Gefördert wird die energetische Modernisierung mit dem (KfW)-Programm „Sanierung zum Effizienzhaus, Erneuerbare-Energien-Klasse 55“ in Verbindung mit dem Förderbonus für serielle Sanierung sowie dem EE-Bonus. Konkret bedeutet dies einen Tilgungszuschuss von 35 Prozent, der sich in Kombination mit dem 2-3 Prozentpunkte günstigeren KfW-Kredit unterm Strich auf einen Zuschuss von 50 Prozent summiert.
Sanierung erfolgt in bewohntem Zustand
Die Mieterinnen und Mieter der 50 Bestandwohnungen können während der Sanierung in ihren Wohnungen bleiben. Der serielle Ansatz reduziert die Bauzeit vor Ort deutlich. Die Fassadenmodule werden im Werk vorgefertigt und auf der Baustelle nur noch montiert. Die Anbindung der neuen Niedertemperaturheizkörper erfolgt über die seriellen Fassadenmodule, was die Beeinträchtigung der Bewohnenden auf ein Minimum beschränkt.
Zur barrierefreien Erreichbarkeit der insgesamt 24 neu entstehenden Wohneinheiten und 50 Bestandswohnungen wird eine Aufzugsanlage in das Bestandstreppenhaus integriert. Wenn alles nach Plan läuft, werden die ersten Familien Ende 2024 in ihre neuen großzügigen Genossenschaftswohnungen einziehen.