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Energiesprong DE

Serielle (R)Evolution - Lösungswelten und neue Horizonte

300 energiegeladene Teilnehmende. 8 erkenntnisreiche Workshops. 1 ehrgeiziges Ziel: Am 28. November traf sich das Who is Who der seriellen Sanierungsbranche zur Energiesprong Convention in Berlin. Im Mittelpunkt des Branchenevents standen die bereits erzielten Erfolge der Marktentwicklung und die weiteren Schritte auf dem Skalierungspfad.

Schlüsseltechnologie und Zukunftsindustrie

Corinna EndersGeschäftsführerin der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena), betonte in ihrem Grußwort die Bedeutung des seriellen Sanierens für die Erreichung der Klimaziele: „Wir kommen hier in einer politischen Umbruchphase zusammen. Die USA wird sich voraussichtlich für die nächsten vier Jahre vom Klimaschutz abwenden. Die EU steht vor wichtigen Richtungsentscheidungen in Sachen Klima und in Deutschland stehen nach dem Bruch der Ampel Neuwahlen an. Trotzdem darf es keine Wende bei der Energiewende geben. Was richtig ist, bleibt auch in schwierigen Zeiten richtig. Deshalb müssen wir die Transformation weiterhin tatkräftig vorantreiben. Wer glaubt, dass die Wärmewende allein mit dem Umstieg auf eine fossilfreie Wärmeversorgung gelingen kann, irrt. Erneuerbarer Strom ist zu kostbar, als dass wir ihn im wahrsten Sinne des Wortes verheizen könnten. Um die Klimaziele im Gebäudebereich zu erreichen, brauchen wir einen Dreiklang aus erneuerbaren Energien sowie einer effizienten Gebäudehülle und -technik. Serielles Sanieren verbindet alle drei Maßnahmen in einem Konzept und kann damit zur Schlüsseltechnologie für die Wärmewende im Bestand werden.“

Uwe Bigalke, Teamleiter des Kompetenzzentrum Serielles Sanieren der dena, blickte in seinem Einstiegsstatement auf das bereits Erreichte: „Bis Ende 2022 machen serielle Sanierungen nicht einmal zwei Prozent der KfW 55 und 40 Sanierungen aus, heute liegt ihr Anteil bei rund 20 Prozent. Die in Pilotprojekten gesammelten Erfahrungen werden mittlerweile auf ganzen Portfolios übertragen. Der NetZero-Standard wird nicht nur erreicht, sondern in zahlreichen Projekten sogar übererfüllt. Inzwischen gibt es Lösungen für komplexere und höhergeschossige Gebäude. Immer mehr Nichtwohngebäude und Einfamilienhäuser werden seriell saniert. Aus einer unkonventionellen Idee hat sich eine Zukunftsindustrie mit einem geschätzten Marktvolumen von 150 Mrd. Euro entwickelt. Damit diese Erfolgsgeschichte weitergehen kann, braucht es neben einem engagierten Netzwerk auch politischen Rückenwind.“

Christian Maaß, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), hob in seiner Keynote das Innovationspotenzial serieller Sanierungslösungen hervor: „Ich bin beeindruckt, wie viele engagierte Akteure an diesem wichtigen Thema arbeiten. Der Gebäudesektor ist noch nicht auf dem Zielpfad. Um ihn auf Klimakurs zu bringen, braucht es neue Technologien und Innovationen wie das serielle Sanieren. Inzwischen ist ein wachstumsstarkes Marktsegment entstanden, das attraktive Geschäftschancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette eröffnet. Wenn die Weichen jetzt richtig gestellt werden, kann sich daraus ein Wettbewerbsvorteil für den Standort Deutschland entwickeln. Angesichts der momentanen Unsicherheit kann ich Ihnen versichern, dass der BEG-Bonus trotz vorläufiger Haushaltsführung weiterläuft. Lassen Sie sich nicht beirren, machen Sie mit voller Kraft weiter. Sie sind auf dem richtigen Weg.“

Erfolge und Erkenntnisse

Für Dr. Volker Wiegel, COO der LEG, liegen die Vorteile des seriellen Sanierens vor allem in der Zeitersparnis und Effizienzsteigerung. Dauert eine konventionelle Sanierung rund 12 Monate, verkürzen serielle Sanierungslösungen die Bauzeit vor Ort auf 2 Monate. Bereits fertiggestellte Projekte haben gezeigt, dass nach der Sanierung Energieeinsparungen von 89 Prozent erzielt werden. Serielles Sanieren sei zwar noch kein „Schnapper“, die Kosten sind im Vergleich zu den ersten Projekten aber schon deutlich gesunken.

Dietmar Joest, Geschäftsführer der kwb Rheingau-Taunus, bestätigte die deutlich schnellere Umsetzung. Bei seinem von Holzbau Kappler umgesetzten seriellen Sanierungsprojekt in Idstein habe die Erneuerung der Gebäudehülle pro Mehrfamilienhaus gerade einmal 4 Wochen gedauert. Beeindruckt zeigte sich Joest auch von der hohen Ausführungsqualität.

Wolfgang Emrich von Grassinger Emrich Architekten stellte ein Münchner Projekt vor, bei dem eine serielle Sanierung mit einer Dreifachaufstockung kombiniert wurde. Auf diese Weise lässt sich neben der klimaneutralen Transformation des Bestandes zusätzlich dringend benötigter Wohnraum schaffen. Serielles Sanieren wird so zu einem Modernisierungskonzept mit doppeltem Mehrwert.

Samuel Paulsen, Leiter serielle Bau- und Verfahrensentwicklung bei der Vonovia sieht in Bezug auf die Kosten noch viel Einsparpotenzial. Durch Digitalisierung, Automatisierung und Standardisierung sei perspektivisch ein Quadratmeterpreis zwischen 600 und 700 Euro möglich. Allein durch die Integration der gesamten Gebäudetechnik in die Fassadenmodule können die Kosten deutlich gesenkt werden.

Für Prof. Dr. Frank Wolter, Koordinator des Netzwerks Innovation bei der DB Immo ist serielles Sanieren der Gamechanger, der die Dekarbonisierung großer Portfolios in der verbleibenden Zeit überhaupt erst möglich macht. DB Immo ist einer der größten Bestandshalter in Deutschland. Bis 2040, so das konzerneigene Klimaziel, müssen Tausende Gebäude dekarbonisiert werden. 

Hanan Nasso zählt zu den ersten Eigentümerinnen und Eigentümern, die ihr Einfamilienhaus seriell sanieren. Das Konzept sei überzeugend und die Förderung gut. In seinem Youtube Kanal gibt er interessierten Eigenheimbesitzenden Einblicke in sein serielles Sanierungsprojekt.

Sanne de Witt, Head of Ideas der Global Energiesprong Alliance erläuterte, dass aus einer in den Niederlanden entstandenen Idee eine weltweite Initiative geworden ist, die das ursprüngliche Konzept mit dem Wissen Vieler kontinuierlich weiterentwickelt.

Von der UN ausgezeichnetes Konzept

Für ihren zukunftsweisenden Sanierungsansatz wurde die Energiesprong-Initiative Anfang des Jahres mit den renommierten Gold World Habitat Award der UN ausgezeichnet. Der Preis würdigt innovative und nachhaltige Wohnkonzepte mit Vorbildcharakter. Im Rahmen der Energiesprong Convention wurde die Auszeichnung nun feierlich übergeben. Nick Murphy, Vorstandsmitglied des World Habitat Awards, betonte in seiner Laudatio, dass die ganzheitliche Sanierungslösung Klimaschutz und bezahlbares Wohnen miteinander verbindet und damit energetische Modernisierungen in der Breite der Gesellschaft ermöglicht.

Das innovative Modernisierungskonzept setzt auf vorgefertigte Fassaden-, Dach- und Technikmodule, die auf der Baustelle nur noch montiert werden. Auf diese Weise können mit weniger Fachkräften mehr Gebäude in kürzerer Zeit fit für die klimaneutrale Zukunft gemacht werden. Laut Portfolioanalysen der dena sind rund 30 Prozent aller Mehrfamilienhäuser für eine serielle Sanierung geeignet. Selbst höchst ineffiziente Gebäude lassen sich mit seriellen Sanierungslösungen energetisch auf Neubauniveau bringen. Durch hohe Energieeinsparungen von bis zu 90 Prozent eröffnet der zukunftsweisende Ansatz zudem neue Perspektiven in der klima- und sozialverträglichen Bestandssanierung. Im Idealfall lassen sich serielle Sanierungen sogar mietkostenneutral umsetzen.

Impulse für den Skalierungspfad

Ziel der Marktentwicklung sind skalierbare Sanierungskonzepte, die langfristig zu Zeit-, Ressourcen- und Kosteneinsparungen führen. In acht spannenden Workshops wurde serielles Sanieren weitergedacht: Wie kommt man von der Projektanbahnung schneller ins Machen? Welche Rolle spielen Branchenstandards für den Scale-up? Wie können digitale Tools der seriellen Sanierungsprozess optimieren? Welche Impulse haben Innovationen auf die Marktentwicklung? Wie lassen sich serielle Sanierungen von Nichtwohngebäuden durch Vergabemodelle beschleunigen? Welche Ansätze gibt es für serielle Sanierungen im Einfamilienhaus-Segment? Wie wird serielles Sanieren kreislauffähig? Wie lässt sich durch internationale Zusammenarbeit mehr auf globaler Ebene erreichen?

Zum Abschluss eines ebenso intensiven wie inspirierenden Tages zog Uwe Bigalke ein motivierendes Fazit: „Die Zukunft des seriellen Sanierens ist das, was wir gemeinsam draus machen. Wenn es uns gelingt, die aktuelle Marktdynamik und den Spirit of Change der heutigen Veranstaltung zu verstärken, können wir gemeinsam die Gebäudesanierung revolutionieren.“

Pressekontakt

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Ariane Steffen

Kommunikation Wohnungswirtschaft und Nichtwohngebäude

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