Katharinastraße | Bochum
| Auf einen Blick | Hintergrund & Herausforderungen | Maßnahmen | Erfolge & Lessons Learned | Bilder des Projekts | Weitere Meldungen zum Projekt
In der Bochumer Katharinastraße hat Vonovia im Juli 2022 die erste Energiesprong-Sanierung abgeschlossen. Von dem Projekt soll ein Nachhaltigkeitsschub für den gesamten Bestand ausgehen.
Auf einen Blick
- Anzahl der Wohneinheiten (vor/nach der Sanierung): 24
- Anzahl der Vollgeschosse: 3
- Wohn- bzw. Nutzfläche in qm: 1164
- Baujahr: 1955
- 44793 Bochum, Nordrhein-Westfalen
- Bauzeit (Baubeginn und Baufertigstellung): 11/2021-03/2022
- Energieverbrauch (vor der Sanierung): 158 kWh/m2
- Energieverbrauch (nach der Sanierung): kalkuliert sind 20,13 kWh/m2
- Baukosten: 2,5 Mio. EUR
- eingesetzte Fördermittel: 45 % auf förderfähige Kosten durch die KfW für EH55 EE + 19% Interreg-Förderung auf förderfähige Restkosten
Projektbeteiligte
Eigenentümer und Bauherr: Vonovia SE
Umsetzendes Bauunternehmen: Fischbach Gruppe GmbH
Gefördert von: Interreg Mustbe0, KfW Bankengruppe
Hintergrund & Herausforderungen
Mit 556.000 Wohnungen ist Vonovia der größte Wohnungskonzern in Deutschland. Um sein Portfolio bis 2045 in die CO2-Neutralität zu führen, hat das Unternehmen Klimapfade definiert, die mit Maßnahmen, Investitionen und Prioritäten untersetzt sind.
Besonders hoch ist der Sanierungsdruck bei Nachkriegsgebäuden. Da diese Gebäude einen großen Teil des Bestands ausmachen, sucht Vonovia nach Lösungen, die die energetische Modernisierung beschleunigen.
In der Bochumer Katharinastraße setzte der Konzern erstmalig eine serielle Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip um. Projektpartner des Ende 2021 gestarteten Pilotvorhabens war die Fischbach-Gruppe. Energetisch modernisiert wurden drei Mehrfamilienhäuser aus den 50er Jahren mit 24 Wohnungen und einer Gesamtwohnfläche von insgesamt 1.164 m2.
Durch die Arbeit mit vorgefertigten Modulen verringerte sich der Aufwand auf den Baustellen, was die Belastung der Mieterinnen und Mieter auf ein Minimum reduziert hat.
Maßnahmen
Gebäudehülle
- Fassade: Vorgefertigte Fassadenelemente in Holzständerbauweise mit Einblasdämmung
- Dach/oberste Geschossdecke: Dämmung der obersten Geschossdecke
Anlagentechnik
- Heizung und Warmwasser: Sole-Wasser-Wärmepumpe, Erdwärmesonde
- Lüftung: Fassadenintegrierte Lüftungsgeräte
- Energieerzeugung: Photovoltaik auf dem Dach
Besonderheiten: Bei der Sanierung von Bestandsgebäuden stößt eine herkömmliche Dämmung aufgrund unebener Flächen und verwinkelter Grundrisse oft an ihre Grenzen. Hier empfiehlt sich eine Einblasdämmung, die etwaige Hohlräume unabhängig von ihrer Geometrie exakt ausfüllt. Beim Pilotprojekt in Bochum wurden Holzfasern per Luftdruck in die zu dämmenden Bereiche gepumpt.
Vonovia hat in der Katharinastraße ein schnelles, kostengünstiges und durch die Verwendung nachwachsender Materialien besonders nachhaltiges Dämmverfahren eingesetzt. Eine weitere Besonderheit in diesem Pilotprojekt ist die Sole-Wasser Wärmepumpe in Kombination mit Erdwärmesonden. Bei dieser ebenso effizienten wie umweltfreundlichen Variante des Heizens wird die Erdwärme als regenerative Energiequelle genutzt.
Erfolge & Lessons Learned
Aus statischen Gründen musste bei der Verankerung der neuen Fassade nachjustiert werden. Neben einer Erhöhung der Befestigungspunkte war eine Neukonstruktion der Befestigungsbügel notwendig.
In Bezug auf die Dämmung hat sich gezeigt, dass eine Dämmung der obersten Geschossdecke wesentlich kostengünstiger ist als der Einbau eines neuen Daches. Bei der kontrollierten Wohnraumlüftung hat sich die Frischluftzufuhr über passive Lüftungsanlagen in Fensternähe und eine dezentrale Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung im Dachgeschoss als optimale Lösung erwiesen.
Die in Bochum gesammelten Erfahrungen dienen als Grundlage für weitere Sanierungen in ganz Deutschland. Das Projekt hat prinzipiell gezeigt, dass durch eine kostensparende Serienbauweise in Kombination mit der Erzeugung und Nutzung grüner Energie Sanierungen ohne Mehrbelastung der Mieter langfristig möglich sind.
Weitere Projekte in Bochum, Witten, Hannover und Garmisch-Patenkirchen sind in der Planung. Für jeden Gebäudetypus soll eine maßgeschneiderte serielle Sanierungslösung entwickelt werden. Pilotiert werden auch Gebäude, die höher sind als drei Geschosse. Photovoltaikmodule auf dem Dach reichen dann nicht mehr aus, um die Bewohner mit regenerativer Energie für Heizung, Warmwasser und Strom zu versorgen. Hier werden Fassaden mit integrierten Photovoltaik-Modulen verbaut.
Die Immobilienwirtschaft steht vor der Aufgabe, die Energiewende im Bestand umzusetzen. Das ist ambitioniert - auch, weil uns Fachkräfte fehlen. Die serielle Sanierung bietet durch den hohen Vorfertigungsgrad großes Potential.
Rolf Buch
Vorstandsvorsitzender Vonovia
Energieperformance:
Sole-Wasser-Wärmepumpen haben einen besonders hohen Wirkungsgrad: Aus einer Kilowattstunde Strom können bis zu 4,5 Kilowattstunden Heizenergie gewonnen werden. Diese Form des Heizens eignet sich sehr gut für ältere Bestandsgebäude, setzt aber eine energetische Sanierung im Vorfeld voraus. Für die Installation der Erdwärmesonde sind zudem kostenintensive genehmigungspflichtige Bohrungen notwendig. Durch niedrige Heizkosten und geringe Wartungskosten amortisieren sich die Investitionen nach Berechnungen von Energieexperten innerhalb von 10 Jahren.
Weitere Meldungen zum Projekt
- Vonovia wagt den Energiesprong, Immobilienzeitung
- Neue Haushülle soll Heizkosten weiter drosseln, WAZ
- Vonovia startet Energiesprong-Pilotprojekt in Bochum, Umweltdialog
- Das Energiesprong-Prinzip, Magazin Fischbach Gruppe
- Energiesprong; serielle „grüne“ Sanierung, Vonovia Nachhaltigkeitsbericht 2021