Quartierssanierung | Erlangen
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In Erlangen wird das bislang größte serielle Sanierungsprojekt in Deutschland realisiert. In den nächsten vier Jahren will die GEWOBAU Erlangen mehrere Quartiere energetisch modernisieren – und damit rund drei Viertel ihres umfassenden Gebäudebestandes. Verschiedene Bauunternehmen gestalten die Quartiere in Erlangen-Süd und Erlangen-Bruck neu.
Auf einen Blick
- Anzahl der Wohneinheiten (vor/nach der Sanierung):
Quartier Erlangen-Süd: 463 WE (rd. 31.000 m2 Wohnfläche) plus 176 zusätzliche WE durch Aufstockung (rd. 13.000 m2 Wohnfläche)
Quartier Erlangen-Bruck: 132 WE (rd. 8.700 m2 Wohnfläche) - Anzahl der Vollgeschosse: 4-Geschosse
- Wohn- bzw. Nutzfläche in qm: 540.000 für Gesamtbestand
- Baujahr: 50er bis 60er Jahre
- Erlangen-Bruck/-Süd, Bayern
- Bauzeit (Baubeginn und Baufertigstellung): 05/2022-voraussichtlich 2026
- Energieverbrauch vor der Sanierung: > 200 kWh/m²/a
- Energieverbrauch nach der Sanierung: < 50 kWh/m²/a
- Baukosten: ca. 150 Mio. Euro
- eingesetzte Fördermittel: Fördermittel des Bundes, des Freistaats Bayern sowie 75 Mio. Euro Eigenkapitalersatzmittel der Europäischen Investitionsbank zur Durchführung von Klimaschutzmaßnahmen
Projektbeteiligte
Bauherr und Eigentümer: GEWOBAU Erlangen Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Erlangen mbH
Umsetzende Bauunternehmen:
Quartier Erlangen-Süd:
Niersberger Wohn- und Anlagenbau GmbH & Co. KG
Quartier Erlangen-Bruck:
ecoworks GmbH
Hintergrund & Herausforderungen
Das kommunale Wohnungsbauunternehmen hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, durch die serielle Sanierung schneller Klimaneutralität zu erreichen. Im März 2022 wurde innerhalb von drei Tagen ein gesamtes Wohnviertel mit 23 Gebäudekomplexen aus den 50er und 60 Jahren mithilfe von 3D-Laserscan und Drohnenaufnahmen vermessen. Die digitalen Daten bilden die Grundlage für die BIM-Planung und industrielle Vorfertigung der Fassaden- und Dachelemente.
Im Mai 2022 starteten die Bauarbeiten im Quartier Erlangen-Süd. Dort werden 475 Wohnungen aus den 50er bis 60er Jahren seriell saniert und durch Aufstockung 162 zusätzliche Wohneinheiten geschaffen. Baupartner ist hier u.a. die Niersberger Wohn- und Anlagenbau GmbH & Co. KG.
Im Mai 2024 brachte die GEWOBAU Erlangen ein weiteres serielles Sanierungsvorhaben auf den Weg. Im Quartier-Erlangen Bruck wird die Sanierung von 132 Wohneinheiten umgesetzt. Beauftragt wurde die ecoworks GmbH. Mit dem zweiten großen Pilotprojekt bereitet die GEWOBAU Erlangen die Skalierung der technologischen Verfahren vor.
Etwa 150 Mio. Euro investiert das kommunale Wohnungsunternehmen derzeit in die klimaneutrale Transformation ihres Bestandes. Finanziert wird die serielle Sanierung der drei Quartiere durch Fördermittel des Bundes und des Freistaats Bayern sowie Eigenkapitalersatzmittel der Europäischen Investitionsbank zur Durchführung von Klimaschutzmaßnahmen. Hinzu kommt eine Modernisierungsumlage.
Maßnahmen
Gebäudehülle
- Fassade: Seriell vorgefertigte Fassadenelemente inklusive Dämmung und Fenster
- Dach/oberste Geschossdecke/Kellerdecke: Dämmung der Obergeschosse sowie der Keller
Anlagentechnik
- Heizung und Warmwasser: Zentrale Heiztechnik über Erdwärmepumpen
- Lüftung: Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
- Energieerzeugung: Photovoltaikmodule auf den Dächern
- Weitere (z.B. Balkone, Treppenhäuser, Außenanlagen,...): Ground Cubes mit komplett vorinstallierter Gebäudetechnik, Fassadenintegrierter Backpacker-Strang mit sämtlichen Versorgungsleitungen, Kompletterneuerung der Bäder, Teilweise Aufstockung der Gebäude
Besonderheiten: Alle bislang realisierten Energiesprong-Projekte waren Einzelvorhaben mit 12-32 Wohnungen. Die GEWOBAU Erlangen saniert in den nächsten drei Jahren in mehreren Quartieren einen Großteil ihres Wohnungsbestands aus den 50er und 60er Jahren. Damit ist der Sprung vom einzelnen Piloten zu ganzen Portfolios gemacht. Sanierungen in dieser Größenordnung sind wichtig für die Skalierung und die daraus resultierenden Kosteneinsparungen. Das Sanierungsvorhaben der GEWOBAU Erlangen hat hinsichtlich seiner Größe und seiner energetischen Zielsetzung Leuchtturmcharakter. Aus Erlangen können damit wichtige Impulse an die Wohnungswirtschaft in ganz Deutschland ausgehen.
Eine bauliche Besonderheit sind die Ground Cubes, die im gesamten Sanierungsgebiet verbaut werden. In den unterirdisch verbauten Betonkuben ist die gesamte Gebäudetechnik vorinstalliert – Heizungstechnik, Elektroanschluss, Trinkwasseranschluss, Telekommunikation/ Internet. Die Leitungen müssen nicht aufwändig innerhalb des Gebäudes verlegt werden, sondern befinden sich in einem Backpacker-Strang in der neuen Fassade. Die Wartung erfolgt einmal jährlich von außen, sodass die Bewohnerinnen und Bewohner nicht belastet werden.
Erfolge & Lessons Learned
Energieperformance: Nach der Sanierung werden die Gebäude dem Net Zero Standard entsprechen, im Jahresdurchschnitt also so viel regenerative Energie erzeugen, wie die Bewohner für Heizung, Warmwasser und Strom benötigen. Der deutlich geringere Energiebedarf dürfte die Mieterhöhung also weitestgehend kompensieren.
Jeder Wohnblock wird durch das Energiesprong-Verfahren mit neuen Fenstern, Dämmmaterialien und modernen Heizanlagen energieeffizienter. Zudem erhöht sich der Wohnkomfort für die Mieterinnen und Mieter. Die serielle Sanierung von Bestandsgebäuden ist ein wegweisender Schritt hin zu einer klimafreundlichen und lebenswerten Stadt.
Joachim Herrmann (Quelle, August 2024)
Innen- und Kommunalminister Bayern
Weitere Meldungen zum Projekt
- Projekt in Erlangen: Thermohülle für Altbauten spart Geld, BR24
- Wir erwarten durch Energiesprong deutliche Kosteneinsparungen, Energate Messenger
- Erste und größte klimaneutrale Gebäudesanierung in Deutschland gestartet, PV-Magazin
- Kein Zaubertrick – aus hochgradig ineffizienten Gebäuden werden Plusenergiehäuser, Nürnberger Nachrichten
- Serielles Sanieren: Mammutprojekt in Bayern gestartet, Report
Bilder des Projekts
