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Energiesprong DE

Potenziale. Perspektiven. Partnerschaften

Mehr als 300 Frontrunner, Changemaker und Newcomer der seriellen Sanierung trafen sich am 19.Oktober zur Energiesprong Convention 2023 in Berlin. Im Mittelpunkt des Branchenevents standen Lessons Learned und innovative Lösungsansätze, die die klimaneutrale Bestandssanierung schneller, einfacher, kostengünstiger und mieterfreundlicher machen.

Aktuell werden über 12.600 Wohneinheiten in Deutschland für die serielle Sanierung geplant und vorbereitet. Um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen, müssen in den nächsten 22 Jahren rund 30 Millionen Wohneinheiten energetisch modernisiert werden. Nach Expertenschätzungen sind rund 30 Prozent aller Bestandsgebäude prinzipiell für eine serielle Sanierung geeignet. Ebenso groß wie die Herausforderungen sind die Chancen, die der innovative Sanierungsansatz bietet.

Serielles Sanieren als Schlüsseltechnologie für die Wärmewende

Kristina HaverkampGeschäftsführerin der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena), zeigte sich in ihrem Grußwort beeindruckt von den rasant steigenden Projektzahlen und dem stetig wachsenden Netzwerk: „Dass wir hier heute dreimal mehr Teilnehmende begrüßen können als im letzten Jahr zeigt die Ausbruchstimmung und Dynamik des seriellen Sanierungsmarktes. Um die Transformation in den klimaneutralen Gebäudebestand voranzutreiben und den Kampf gegen die Zeit zu gewinnen, brauchen wir Ihren Mut, Ihre innovativen Lösungen und Ihre Expertise. Wir als dena stehen Ihnen dabei mit unserem engagierten Marktentwicklungsteam bei allen Herausforderungen zur Seite.“

Dr. Volker Hoppenbrock, Referatsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), hob in seiner Keynote das Innovationspotenzial serieller Sanierungslösungen hervor: „Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Aus einer unkonventionellen Idee hat sich innerhalb weniger Jahre ein wachstumsstarkes Marktsegment entwickelt, das allen Akteuren attraktive Geschäftschancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette eröffnet. Und es ist ein innovativer Ansatz, der Bauherren und Bewohnende gleichermaßen begeistert. Mit diesem Rückenwind kann das serielle Sanieren zu einer Schlüsseltechnologie für die Wärmewende im Gebäudebestand werden.“

Mit kooperativer Innovationskultur zu gemeinsamen Standards

Nach erfolgreicher Pilotphase im Mehrfamilienhausbereich wird das hier gesammelte Know-how nun auf ganze Portfolios, höhergeschossige Gebäude, Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Nichtwohngebäude übertragen. Die Ausweitung auf weitere Gebäudetypen spiegelt sich in rasant steigenden Zahlen wider: 49 Projekte wurden fertiggestellt (2022: 4), 25 sind im Bau (2022: 9), 146 weitere befinden sich in unterschiedlichen Planungs- und Vorbereitungsphasen (2022: 51).

Diese dynamische Entwicklung ist vor allem den Frontrunnern zu verdanken, die sich nicht mit dem Status Quo zufriedengeben, sondern den Mut haben, Dinge anders zu machen. Von Ihren Erfahrungen, Erkenntnissen und teilweise auch Ernüchterungen profitiert die gesamte Branche. Aus den bislang realisierten Projekten steht mittlerweile ein reicher Erfahrungsschatz zur Verfügung, der zeigt, was sich bewährt hat und wo noch Optimierungspotenzial besteht. Die daraus gewonnenen Lessons Learned bilden die Basis für die Entwicklung gemeinsamer Prozess- und Qualitätsstandards.

„Serielles Sanieren verändert nicht nur den Planungs- und Bauprozess, sondern auch die Art der Zusammenarbeit. Kooperation, Kollaboration und Kommunikation sind Treiber dieser Transformation. Gefragt ist mehr Transparenz und weniger Konkurrenz. Damit die gesamte Branche aus den Erfahrungen der Pilotprojekte lernen kann, müssen neue Formen des partnerschaftlichen Planens und Bauens etabliert werden – zwischen den Disziplinen und auch zwischen Unternehmen, die miteinander im Wettbewerb stehen. Die Aufgabe ist so groß, dass sie die Erfahrung und das Know-how aller Akteure braucht“, machte Uwe Bigalke, Leiter des Marktentwicklungsteams serielle Sanierung der dena deutlich. 

Lessons Learned als Wegweiser für den Innovations- und Skalierungspfad

Dirk Förster-Wehle von der TAG Immobilien AG unterstrich die Bedeutung von Quartiersbildung im Vorfeld serieller Sanierungsprojekte: „Da man jeden Euro nur einmal ausgeben kann, sollte er dort investiert werden, wo er die maximalen CO2-Einspareffekte erzielt.“ Als zentrales Werkzeug der Portfolioanalyse erleichtere die Quartiersbildung die Entwicklung maßgeschneiderter Dekarbonisierungsstrategien. Die Clusterung von Gebäuden bilde die Basis für skalierbare Sanierungskonzepte, die langfristig zu Zeit-, Ressourcen- und Kosteneinsparungen führen.

Tim Lodes von der GEWOBAU Erlangen stellte das bislang größte deutsche Energiesprong-Projekt vor. Bis 2027 will das kommunale Wohnungsunternehmen rund 6.000 Wohneinheiten seriell sanieren.  Um die Mieterinnen und Mieter möglichst wenig zu belasten, wird die Gebäudetechnik in Groundcubes verbaut. Die Anbindung der einzelnen Wohnungen erfolgt über fassadenintegrierte Backpacker. „Inzwischen schaffen wir 120 m2 Fassadenfläche pro Tag, sodass die Bauarbeiten vor Ort pro Gebäude nicht länger als zwei Wochen dauern“, so Lodes. Darüber hinaus stocke man die Gebäude mit 135 zusätzlichen Wohnungen auf.

Mathias Ponitka von der LEG und Andreas Kipp von Renowate erläuterten, wie langfristige Kooperationen eine stabile Nachfrage schaffen und damit schnellere Schritte auf den Skalierungspfad ermöglichen. Als Joint Venture der LEG und Rhomberg Bau verfügt Renowate über umfassendes Know-how in der Wohnungs-und Bauwirtschaft. Im Rahmen von 14 Pilotprojekten will man gemeinsam ein kosten- und zeitsparendes serielles Sanierungskonzept entwickeln, das für den Breitenmarkt geeignet ist.

Mieterkommunikation als entscheidender Faktor

Thomas Meißner, Vorstand der WGaV, hat mit seinem seriellen Sanierungsprojekt in Köln-Zollstock energetische Maßstäbe gesetzt. Das Gebäude erreicht 40 EE Standard und erzeugt 20 Prozent mehr Solarstrom als die Bewohnenden benötigen. Für ihn sind zwei Dinge entscheidend für den Erfolg serieller Sanierungsprojekte: gute Planung und eine transparente Kommunikation zwischen allen am Projekt beteiligten Akteuren. „Bleiben Sie vor allem mit den Mieterinnen und Mietern im Gespräch, hören Sie gut zu und bieten Sie ab und zu auch mal ein Goodie an“, rät Meißner.

Eine Einschätzung, die Samuel Paulsen von der Vonovia teilt. Er betreut derzeit ein serielles Sanierungsprojekt in Witten. Die Mieterinnen und Mieter standen der Sanierung am Anfang skeptisch gegenüber. Es gab große Zweifel, ob die Modernisierungsumlage wirklich durch die Heizkosteneinsparungen ausgeglichen werden. „Nach einer gemeinsamen Informationsveranstaltung mit dem ausführenden Bauunternehmen GAP Solutions, bei der das Konzept und die technische Lösung detailliert erklärt wurden, hatten wir die Bewohnenden auf unserer Seite“, berichtet Paulsen. Die innovative Solarwabenfassade sei ein echter Hingucker, der Quartier deutliche aufwerte.

Energiesprong + ESC – ein vielversprechender Ansatz für kommunale Bestände

Schulen, die rund die Hälfte aller kommunalen Gebäude ausmachen, sind in einem besonders schlechten energetischen Zustand. Laut einer Studie des Fraunhofer Instituts für Bauphysik liegt der Heizenergiebedarf einer durchschnittlichen Schule bei 211 kWh/m2 a – ein Wert, der in die zweitschlechteste Energieeffizienzklasse fällt. Über ihre Erfahrungen mit einer seriellen Schulsanierung berichtete Susanne Elsen vom Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg. Mit einem seriellen Sanierungskonzept aus vorgefertigten Fassadenelementen in Holztafelbauweise, dezentralen Lüftungsgeräte und Erdwärmesonden sank der Energieverbrauch der Marienfelder Grundschule aus dem Jahr 1971 um mehr als 80 Prozent.

In fünf spannenden Workshops wurde das serielle Sanieren weitergedacht. Im Workshop Nichtwohngebäude ging es u.a. um die Frage, wie die energetische Modernisierung trotz angespannter Haushaltslage gelingen kann. Rund 85 Prozent der 175.000 kommunalen Gebäude sind in einem schlechten energetischen Zustand.  Dementsprechend hoch sind die Kosten: Fast vier Milliarden Euro pro Jahr geben die 12.000 deutschen Kommunen für die Wärme- und Stromversorgung ihrer Liegenschaften aus. Serielles Sanieren in Kombination mit Energiespar-Contracting könnte ein vielversprechender Weg sein, um den kommunalen Bestand fit für die klimaneutrale Zukunft zu machen. Beim Energiespar-Contracting übernimmt ein Dienstleister die Finanzierung, Planung und Umsetzung der Effizienzmaßnahmen. Die Refinanzierung der Investition erfolgt über Energieeinsparungen. Auf diese Weise können auch Kommunen mit geringen finanziellen Spielräumen die Sanierungsrate ihrer Liegenschaften erhöhen. 

Pressekontakt

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Ariane Steffen

Kommunikation Wohnungswirtschaft und Nichtwohngebäude

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