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Energiesprong DE
dena | Jörg Parsick-Mathieu

Reallabor | Mönchengladbach

| Auf einen Blick  | Hintergrund & Herausforderungen | Maßnahmen | Erfolge & Lessons Learned | Bilder des Projekts | Weitere Meldungen zum Projekt

6.000 m² Wohnfläche, 111 Wohnungen, 19 Gebäude, 5 unterschiedliche Sanierungskonzepte – in Mönchengladbach hat die LEG das erste Energiesprong-Reallabor in Deutschland an den Start gebracht. Im Stadtteil Hardt lässt der zweitgrößte deutsche Wohnungskonzern im kleinen Maßstab erproben, was im Großen funktionieren soll. Ziel des Reallabors ist die Entwicklung eines seriellen Sanierungskonzeptes, das es ermöglicht, jährlich rund drei Prozent des 166.000 Wohnungen umfassenden Bestands klima- und sozialverträglich zu sanieren.

    • Anzahl der Wohneinheiten (vor/nach der Sanierung): 111
    • Anzahl der Vollgeschosse: 2
    • Wohn- bzw. Nutzfläche in qm: 6.000
    • Baujahr: 1956
    • Stadtteil Hardt, Mönchengladbach, Nordrhein-Westfalen
    • Bauzeit (Baubeginn und Baufertigstellung): 09/2022-12/2023
    • Energieverbrauch (vor der Sanierung): > 250 kWh/m²/a
    • Energieverbrauch (nach der Sanierung): < 50 kWh/m²/a
    • Baukosten: 40 Mio. Euro
    • eingesetzte Fördermittel: BEG und Bundesförderung Serielles Sanieren

    Projektbeteiligte

    Hintergrund & Herausforderungen

    Im ersten Energiesprong-Reallabor in Deutschland leistet das Wohnungsunternehmen LEG gemeinsam mit den Baupartnern B&O, ecoworks, Fischbach, Saint-Gobain pre.formance und Renowate Pionierarbeit: 19 baugleiche Mehrfamilienhäuser aus den 50er Jahren werden zeitversetzt von fünf Gesamtlösungsanbietern nach unterschiedlichen seriellen Sanierungsansätzen auf den klimaneutralen NetZero-Standard gebracht. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten Ende 2023 machen die Gebäude einen gewaltigen Energiesprung von Energieeffizienzklasse H zu A . Im Jahresdurchschnitt erzeugen die Gebäude dann so viel regenerative Energie, wie die Bewohnerinnen und Bewohner für Heizung, Warmwasser und Strom benötigen.

    Maßnahmen

    Gebäudehülle

    • Fassade: Vorgefertigte Fassadenelemente inkl. Dämmung, Fenstern und Türen
    • Dach/oberste Geschossdecke: Dämmung der vorhandenen Dächer bzw. Erneuerung mit gedämmten Dachelementen

    Anlagentechnik

    • Heizung und Warmwasser: Hocheffiziente Wärmepumpen inkl. Speicher
    • Lüftung: Lüftungstechnik inkl. Wärmerückgewinnung
    • Energieerzeugung: Photovoltaikanlagen als Aufdach- oder Indach-Lösung
    • Weitere (z.B. Balkone, Treppenhäuser, Außenanlagen,...): Neugestaltung der Hauseingänge, Treppenhäuser und Außenanlagen

    Besonderheiten: Das Grundprinzip der seriellen Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip ist bei allen vier Lösungen gleich. Erprobt werden hier unterschiedliche technische Innovationen, die die schnelle, einfache und bezahlbare Bestandssanierung in der Breite weiter vorantreiben.

    ecoworks GmbH

    Im Reallabor erprobt das Unternehmen drei Innovationen. Zum Einsatz kommt u.a. ein neuartiges fassadenintegriertes TGA-Modul, in dem sich die Heizungs- und Warmwasserleitungen für die Wohnungen befinden. Das macht eine aufwendige Strangsanierung, die mit einer hohen Belastung für die Mieterinnen und Mieter verbunden ist, unnötig.

    Eine weitere Besonderheit ist das hybride Lüftungssystem, das die Vorteile elektrischer und mechanischer Lüftung miteinander kombiniert. Die Fassadenelemente von ecoworks sind mit einer robusten und extrem witterungsbeständigen Verschalung aus Faserbeton verkleidet. Neuartige Designelemente werten das Fassadenbild mit Lisenen auf und kaschieren somit das für vorgefertigte Module typische Fugenbild. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie auf der Mönchengladbach-Projektseite von ecoworks.

    Fischbach Holding GmbH

    Im Reallabor wagt sich die Fischbach an eine besonders anspruchsvolle Innovation. Hier verbaut das Unternehmen erstmalig einen sogenannten Ground Cube. Dabei handelt es sich um einen unterirdischen Betonkubus, in dem die gesamte Gebäudetechnik steckt – Heizungstechnik, Elektroanschluss, Trinkwasseranschluss und Telekommunikation/ Internet. Die technische Versorgung der Wohnungen erfolgt über  einen Backpacker-Strang in der neuen Fassade. Auf diese Weise lässt sich die Gebäudetechnik minimalinvasiv und mieterfreundlich erneuern. Die Bestandsfassaden werden per Einblasverfahren gedämmt. Dabei werden Holzfasern mit Luftdruck in die Hohlräume gepumpt. Die Dämmvariante ist eine schnelle, kostengünstige und durch die Verwendung nachwachsender Rohstoffe besonders nachhaltige Lösung für die serielle Bestandssanierung.

    Renowate GmbH

    Das im April 2022 gegründete Joint Venture der LEG und des österreichischen Baukonzerns Rhomberg verfügt über umfassendes Know-how in der Wohnungs- und Bauwirtschaft. Ziel des Unternehmens ist es, das Sanierungstempo zu erhöhen und die energetische Modernisierung für alle Bestandshalter bezahlbar zu machen. Diesem Anspruch ist Renowate bereits im ersten Projekt gerecht geworden. Innerhalb von vier Monaten wurde ein 2.500 m2 großer Gebäuderiegel in der Zeppelinstraße seriell saniert. Im Reallabor saniert das Joint Venture aktuell drei Gebäude mit 21 Wohneinheiten. Pro Gebäude sind 2-3 Wochen für die Montage der vorgefertigten Fassadenmodule vorgesehen. Im Spätsommer 2023 wurden sollen die Gebäude schlüsselfertig an die LEG übergeben.

    B&O Gruppe | B&O Bau NRW GmbH

    In Mönchengladbach erprobt das Unternehmen ein neuartiges Solardach. Statt der bislang üblichen Photovoltaikanlage als Aufdach-Lösung hat B&O im Living Lab erstmals eine Indach-Variante verbaut. Die Photovoltaikmodule bilden quasi das Dach und ersetzen damit die klassische Dacheindeckung. Neben dem ästhetischen Mehrwert überzeugt die Anlage mit guten Leistungsparametern und ausgeklügelter Technik. Modulare Mikrowechselrichter sorgen für eine einfache Installation und im Ernstfall für eine schnelle Reparatur. 

    Zudem ist die Anlage weiterhin BEG förderfähig, da sie einen integralen Bestandteil des Dachmoduls darstellt. Die im Reallabor verbauten Fassadenmodule stammen aus dem neuen Werk in Frankfurt/ Oder, wo die B&O Gruppe 25 Millionen Euro in den Aufbau einer Fassadenfertigung 4.0 investiert. Die Produktionskapazitäten werden sukzessive erweitert, sodass pro Jahr rd. 200 Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 1.500 Wohnungen seriell saniert werden können. Durch schnellere Planung, weniger Schnittstellen und kürzere Abläufe sollen perspektivisch Kostensenkungen im zweistelligen Bereich möglich sein.

    Saint-Gobain pre.formance

    Das Unternehmen setzt in Mönchengladbach ein innovatives Befestigungssystem ein, das in dreijähriger Entwicklungsarbeit speziell für das serielle Sanieren nach dem Energiesprong-Prinzip konzipiert wurde. Das zweiteilige System besteht aus Lastankern, die das Gewicht jedes Elements individuell abtragen, und Windankern, die Winddruck und -sog sicher auffangen. Die neuartige Verankerungslösung funktioniert ohne Einrüstung der Gebäude. Die Fassadenelemente werden einfach per Standkran und Hebebühne eingehängt. Das senkt die Baukosten und reduziert die Beeinträchtigung der Bewohnerinnen und Bewohner auf ein Minimum.

    Eine weitere technische Innovation ist die zentrale Lüftungsanlage mit  Wärmerückgewinnung, die bis dato in der Bestandssanierung als nicht machbar galt. Dabei liegen die Vorteile im Vergleich zu dezentralen Lüftung auf der Hand: Es sind keine Wärmebrücken verursachenden Durchbrüche nötig und der Wartungsaufwand reduziert sich auf ein Gerät.

    Im Rahmen des Reallabors wird erprobt, wie sich unterschiedliche serielle Sanierungskonzepte unter realen Bedingungen umsetzen und verbessern lassen. Dabei sollen die Erfahrungen mit den verschiedenen Herangehensweisen gesammelt und ausgewertet werden. Dass die Gebäude baugleich sind, ermöglicht einen objektiven Vergleich der vier Energiesprong-Ansätze. Ziel ist es, ein skalierbares Sanierungskonzept zu entwickeln, das die energetische Modernisierung in der Breite ermöglicht. Der Austausch zwischen den Projektbeteiligten ist ausdrücklich erwünscht und ein zentraler Aspekt des Reallabors. Mit den im Projekt gesammelten Erkenntnissen will man schneller zu skalierbaren Lösungen kommen.

    Energieperformance: Die Klimaeffekte der Maßnahmen sprechen für sich: der Primärenergiebedarf reduziert sich um 90 Prozent, die CO2-Emissionen sinken um 570 Tonnen pro Jahr. Die Kaltmieten, die vor der Sanierung bei 6,60 €/ m2 lagen, werden sich moderat erhöhen. Durch die Energieeinsparung sinken allerdings die Nebenkosten, sodass die Gesamtmiete im Idealfall gleichbleibt.

    Wir brauchen dringend serielle, skalierbare Lösungen für die Bestandssanierung. Als zweitgrößtes deutsches Wohnungs- unternehmen sind wir gerne bereit, ein Stück weit Pionierarbeit für die gesamte Branche zu leisten.

    Dr. Volker Wiegel, COO der LEG Immobilien SE

    Weitere Meldungen zum Projekt